Luft in der Dose

Hey liebe Menschen!

Hier ist ein Post zu meiner wieder auffüllbaren Luftdruckdose. Ist nichts besonderes oder kompliziertes aber vielleicht inspiriert es ja jemanden.

Das Projekt ist einfach zum machen und kann auch von Leuten, die sonst nicht viel mit Metall zu tun haben gemacht werden, für z.B. Leute die fotografieren und sowas bräuchten.

Grundlegende Erfahrungen zum löten mit Gasbrennern kann hier gesammelt werden.

Vorgeschichte

Ich habe ziemlich etwas gegen Verschwendung und bei Luftdruckdosen dachte ich mir immer „Ich schwimme in dem Zeugs, warum sollte ich mir das kaufen“. Beim reinigen von Kameras und Gläsern ist mir dann aufgefallen, dass der „Druck“-Teil ziemlich wichtig ist. Da habe ich erstmals überlegt einen Kompressor zu kaufen, denn wiederverwendbar muss das System auf jeden Fall sein, aber das kam mir dann doch ein wenig over kill vor. Seit dem Träume ich von einer durch Luftpumpe wieder auffüllbaren Luftdruckdose und jetzt habe ich es endlich gemacht!

Hardfacts

Test mit ~600ml Dose

Luftdruck: bis 4 bar getestet
Luftmasse: (@ 4bar): 2.86g
Luftvolumen (@ 20*C): 2.375L
Zeit bis Druck nicht nützlich: ca. 11s
Mittlerer Volumenfluss: ca. 12.95L/min
(bei voller Ventilöffnung)
Als vergleich, eine gewöhnliche Druckluftpistole hat einen Luftdruckverbrauch von 120L/min. So ein Fluss wird aber nur in den ersten paar Sekunden erreicht.
Leckverluste: -0.013244L/d
(getestet auf 5 Tage)
hochgerechnet bräuchte es ca 150 Tage bis sie auf Atmospherendruck ist.

Benötigtes

Materialien

Luftdruckdose - alles unter 600ml Volumen wird schon sehr klein, ich habe meine aus dem Müll der GG gefischt.
Ventil - Schrader (oder auch Auto) Ventil wird empfohlen, habe ich von einem rissigen, undichten Fahrradschlauch geholt
Lötzinn - Ich habe Rohrlot genommen, in jedem Bauhaus zu erhalten, vermutlich geht auch herkömmliches Elektroniklot
Flussmittel - ich habe Kontaktlotpaste verwendet

Werkzeug

Bunsenbrenner - ein starker Lötkolben könnte auch funktionieren, aber meiner mit 100W war nicht genug
Zangen - zum eventuellen festhalten vom Ventil
Bohrmaschine - am besten einen Akkubohrer. Die Dose ist schwer zum einspannen an einer Ständerbohrmaschine
7mm Metall Bohrer - eventuell auch einen größeren
Körner - zum markieren der Ventilstelle
Werkzeug zum entgraten - kleine Feile, Senker oder Entgrater

Kenntnisse

Grundlegende Metallvearbeitungskenntnisse - Markieren, bohren und nachbearbeiten sollte kein Problem darstellen

Mögliche Gefahren

Wenn du dieses Projekt nachmachen willst, dann pass bitte auf folgende Sachen auf.

Verletzungsgefahr
Beim bohren kann man sich verletzen. Es sollte auf einen stabil Positionierung der Dose und eine ausreichende Körnung geachtet werden.
Außerdem kann es zu Verbrennungen bei heißen Teilen kommen. Wenn du heiße Teile angreifen musst, dann mach das bitte nur mit Handschuhen die dafür gemacht sind wie z.B. Leder- und Schweißhandschuhen.
Es können auch giftige Dämpfe entstehen. Sorge für einen gut gelüfteten Arbeitsbereich, oder mach es am besten im Freien.

Brandgefahr
Beim arbeiten mit einer offenen Flamme und heißen Teilen kann es zu unfällen kommen und etwas kann Feuer fangen.

  • Drehe die Flamme IMMER AB wenn du nicht damit arbeitest
  • Sorge für eine nicht entflammbare Umgebung - ich habe auf einer Lötmappe gearbeitet
  • Sei dir bewusst, wo sich Brandschutzmittel wie Feuerlöscher oder Branddecken befinden

Ausarbeitung

  1. Garantiere dass die Dose leer ist und keinen Druck mehr hat. Halte dafür das Ventil nieder bis nichts mehr heraus kommt. Entferne die Haube auf dem Ventil.
  2. Markiere die Stelle wo das Ventil hinkommen soll. Das sollte möglichst tief an der Oberseite der Dose sein. Suche die Stelle am besten mit dem Schrader Ventil. Körne die Stelle mit einem Körner.
  3. Sichere die Dose in einer stabilen Lage (ich habe sie zwischen meinen Beinen fixiert aber bitte sucht eine bessere Lösung).
  4. Bohre die markierte Stelle mit dem 7mm Bohrer. Pass auf, dass die Inhalte der Dose nicht entflammbar sind. Meine waren es aber es ist zum Glück nichts passiert (der Bohrer könnte sich stark erhitzen).
  5. Entgrate die Stelle so gut wie möglich. Ich habe bin nicht an die Innenseite gekommen, weil ich keinen Entgrater habe, aber außen habe ich die Stelle mit einer Feile und einem Senker gereinigt.
  6. Wasche die Dose gründlichst aus nutze dafür ein passendes Lösungsmittel. Bei Schmierstoffen ist das vermutlich Seifenwasser. Bei meinem Bremsenreiniger habe ich auch Seifenwasser verwendet.
  7. Lass die Dose trocknen
  8. Bestreiche die Lötstelle mit Flussmittel und raue vlt die Stelle mit Schleifpapier auf, für eine gute Vorbereitung
  9. Setze das Ventil ein mit dem 7mm Loch sollte es von alleine halten
  10. Zünde den Bunsenbrenner und ziehe der ggf. einen feuerfesten Handschuh auf deiner dominanten Hand an.
  11. Erwärme die Stelle wo die Dose auf das Ventil trifft. Passe dabei besonders auf, dass du das Plastikventil der Dose nicht erwischt und schmilzt! Halte das Loch an der Spitze der Flamme
  12. Führe das Lot entgegengesetzt der Flamme zu so dass es im Schatten des Ventils ist. Halte das Loch wenn möglich so, dass es waagrecht ist.
  13. Wenn das Lot schmilzt, verteile es gleichmäßig um das Ventil. Das Flussmittel sollte dabei helfen, dass es verteilt wird, aber vermutlich, muss man trotzdem einmal um das Ventil herum gehen. Versuche diesen Schritt ohne absetzen zu machen, damit sich das Lot schön verteilt.
  14. Stelle den Bunsenbrenner ab und lass alles abkühlen
  15. Reinige die Lötstelle von der Lötpaste

Tja damit ist es so ziemlich fertig. Jetzt kannst du deinen wiederverwendbaren Luftspeicher verwenden. Ich habe mich bis jetzt bis 4 bar getraut alles aufzupumpen. Schraderventile können bis zu 10 bar aushalten, aber zu den Dosen habe ich nichts gefunden, vlt kann das hier jemand sagen.

Hier ein Foto von meiner naja Lötstelle:

Gewicht wenn leer:

Gewicht bei 4 bar:

Naja ich hoffe irgendjemand macht es vlt mal, wenn ihr es plant schreibt es mir, würd mich freuen.
Echt kleines Projekt und man kann dann für 11 Sekunden (vlt sogar mehr bei mehr Druck) Staub entfernen. Reicht aufjedenfall für eine Kamera oder Scanner reinigung aus.

Lg,
Uwe ~

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Coole Idee, die dazu inspiriert weiterentwickelt zu werden, vor allem wenn man daran denkt, welche Treibgase in „Druckluftsprays“ für die Fotografie verwendet werden (Butan, Propan, früher FCKWs, etc.)
An diversen sicherheitstechnischen Verbesserungen, anderen Druckbehältern, etc. könnte man da noch tüfteln.

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